Prävention von Stoma-Komplikationen
Das Legen eines Stomas gehört mittlerweile zu den Routine-Operationen in Krankenhäusern. Unter einem Stoma versteht man einen künstlichen Darmausgang, der aufgrund von einer entzündlichen Darmerkrankung, einer Krebserkrankung oder aufgrund eines Unfalls notwendig werden kann.
Man unterscheidet in der Regel zwischen einem Dünndarmstoma (Ileostoma) und einem Dickdarmstoma (Colostoma), abhängig davon, an welcher Stelle im Darm der operative Eingriff notwendig ist.
Auch wenn dieser Eingriff regelmäßig durchgeführt wird, können dennoch einige Komplikationen auftreten. Man unterscheidet zwischen Früh- und Spätkomplikationen sowie Hautkomplikationen.
Ursachen für eine Komplikation bei der Stomaversorgung
Die Ursachen für Komplikationen können sehr vielfältig sein. Es kann etwa durch die Operationstechnik zu Problemen kommen, aber auch das Versorgungsmaterial kann für die Patientin oder den Patienten ungeeignet sein. Aber auch begleitende Therapien wie Krebstherapien können zu Komplikationen bei der Stomaanlage führen. Außerdem ist es wichtig, dass Betroffene sich fachgerecht um ihr Stoma kümmern, dazu gehört zum einen die richtige Pflege und zum anderen sollten Belastungen wie schweres Heben vermieden werden.
Ein Überblick über Frühkomplikationen bei Stoma und ihre Behandlungsmöglichkeiten
Zu den Frühkomplikationen zählen Probleme, die während oder kurz nach der Operation auftreten. Dazu gehören:
- Das Stomaödem: Hierbei handelt es sich um eine Schwellung der Schleimhaut. Diese ist zwar gut durchblutet und nicht schmerzhaft, jedoch ist sie hellrosa und glänzend verfärbt sowie prall aufgequollen. Die Schwellung ist in der Regel eine normale Reaktion auf die Operation und verschwindet nach einigen Tagen von selbst. Auf abschwellende Medikamente sollte daher verzichtet werden. In manchen Fällen kann es jedoch auch zu einem Lymphstau kommen. Dies ist häufig bei doppelläufigen oder endständigen Stomata der Fall. Das Ödem sollte durch einen Arzt bzw. eine Ärztin oder durch Stoma-Fachpersonal beobachtet werden.
- Parastomaler Abszess: Hierbei handelt es sich um eine eitrige Entzündung der Haut neben dem künstlichen Ausgang. Meist macht sich der Abszess durch schmerzhafte Rötungen und eine erhöhte Temperatur des betroffenen Bereichs bemerkbar. Der Abszess wird in der Regel durch mangelnde Hygiene ausgelöst. Die infektiöse Stelle muss durch einen Arzt oder eine Ärztin geöffnet und eine entsprechende Wundbehandlung durchgeführt werden.
- Nekrosen: Wenn das stomanahe Gewebe schlecht durchblutet ist, kann es zum Absterben der Haut oder Schleimhaut kommen. Die Nekrose kann sowohl das Stoma direkt als auch die umgebende Haut betreffen. Das nekrotische Gewebe erscheint dann grau bis schwarz. Die schwarzen Gewebestellen fallen meist von selbst ab. Ist die Nekrose jedoch zu stark ausgeprägt oder besonders tiefgehend, muss das Stoma noch mal nachoperiert werden. Das Stoma sollte bei nekrotisiertem Gewebe täglich beobachtet werden. Wenden Sie sich in jedem Fall an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
- Retraktion: Eine Retraktion ist das Zurückziehen des Stomas unter das Hautniveau. Eine Retraktion kann sowohl eine Frühkomplikation als auch eine Spätkomplikation sein und kann unterschiedliche Ursachen haben. Eine Gewichtszunahme des Stoma-Trägers oder der Stoma-Trägerin können zum Beispiel zu einer Retraktion führen. Auch unter Spannung angelegte Stomas können zu dieser Komplikation führen. Eine konvexe Versorgung reicht in der Regel zur Behandlung aus. Bei starken Einziehungen kann ein operativer Eingriff notwendig werden.
- Nahtdehiszenzen: Unter einer Dehiszenz versteht man die teilweise oder vollständige Ablösung des Stomas. Dabei klaffen die Wundränder auf. Dies kann beispielsweise sowohl am Material der Naht liegen, als auch an einer schlechten Fixierung der Naht oder an einem zu eng genähten Stoma. Auch Entzündungen oder Wundheilungsstörungen können zu einer Ablösung des Stomas führen.
- Stomablutung: Kleinere Blutungen am Stoma können leicht entstehen und sind erst einmal kein Grund zur Sorge. Wird die Versorgung zu oft gewechselt oder zu intensiv gereinigt oder rasiert, können kleine Verletzungen der Schleimhaut entstehen. Meistens gehen diese von selbst wieder weg oder man kann eine Kompresse mit kaltem Wasser nutzen, um die Blutung zu stillen. Blutungen, die direkt aus dem Stoma/ dem Darm kommen, sind umgehend ärztlich abzuklären.
Spätfolgen bei Stoma: Wie man sie erkennt und behandelt
Die Spätkomplikationen eines künstlichen Darmausgangs können auch erst Jahre nach der eigentlichen Operation entstehen. Hierzu zählen:
Hernie (Bruch der Bauchwand): Zu den häufigsten Spätfolgen zählt die Stoma-Hernie. Dieser Bruch erscheint meist als unterschiedlich große Wölbung in der Bauchdecke, da sich der Darm an dieser Stelle durch die Bauchwand schiebt. Die Hernie ist bedingt durch eine Überbeanspruchung der Bauchdecke nach der Operation und durch ein nicht sachgemäß angelegtes Stoma. Eine konservative Behandlung reicht aus, um das Stoma zu behandeln. Eine operative Behandlung kann in bestimmten Fällen nötig sein. Wenden Sie sich bei einer (möglichen) Hernie in jedem Fall an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin oder Ihre Stomaberatung.
Prolaps (Darmvorfall): Bei einem Prolaps fällt der Darm um einige cm aus der Öffnung des Stomas heraus. Grund hierfür kann eine zu große Stomaöffnung oder eine starke Gewichtszunahme sein. Der Prolaps kann operativ korrigiert werden oder konservativ durch eine maßangefertigte Prolapskappe. Nutzt man die konservative Therapie, muss beim Versorgungswechsel darauf geachtet werden, dass die Darmschleimhaut nicht eingeklemmt wird, da dies sonst zu Blutungen oder Nekrosen führen kann.
Stenose: Hierbei verengt sich der Stomaausgang allmählich. Symptome sind dabei bleistiftdünne Stuhlgänge sowie Schmerzen und paradoxe Diarrhöen (Wechsel zwischen flüssigen und festen Stühlen). Ursachen können beispielsweise Infektionen, Vernarbungen oder falsche Stomaanlagen sein. Eine Aufdehnung des Stomas kann erfolgreich sein, bringt jedoch oft negative Folgen mit sich. Daher wird die Stenose in der Regel chirurgisch behandelt.
Stoma und Hautpflege - Tipps für eine gesunde Haut
Hautkomplikationen beziehen sich in der Regel auf die das Stoma direkt umgebende Haut (peristomale Haut). Hautprobleme können jedoch auch in weitere Bereiche der Haut ausstrahlen. Zu den Problemen der Haut gehören:
Hautirritationen: Hautirritationen sind zumeist durch Hautrötungen, Juckreiz, Brennen und teilweise Hautablösungen gekennzeichnet. Irritationen der stomaumgebenden Haut entstehen häufig durch physikalische Reizungen wie häufiges Wechseln der Stomaversorgung. Aber auch austretende Ausscheidungen können zu einer Reizung der Haut führen. Ein Wechsel des Materials oder eine Umstellung auf ein zweiteiliges System können diese Beschwerden lindern.
Allergien: Allergien können ähnliche Symptome wie Hautirritationen auslösen, jedoch betreffen allergische Reaktionen meist eine größere und die gesamte Fläche der stomaumgebenden Haut. Ursächlich sind in der Regel die Materialien der Versorgung. Manchmal können jedoch auch Hautcremes die Unverträglichkeiten auslösen. Ein durch den Arzt bzw. die Ärztin durchgeführter Allergietest kann dabei helfen, den allergieauslösenden Stoff zu finden.
Pilzinfektion (Mykose): Auch eine Pilzinfektion geht mit Rötungen, Brennen und Juckreiz einher. Die Pilzerkrankung streut überwiegend “satellitenartig” diffus um die Stomaanlage. Dabei sind die Rötungen weiß umgrenzt. Eine mangelnde Stoma-Hygiene sowie ein geschwächtes Immunsystem können Auslöser der Pilzinfektion sein. Holen Sie sich in jedem Fall ärztlichen Rat ein, um die Art des Pilzes bestimmen zu lassen. Nur so können Sie die richtigen Cremes oder Tinkturen zur Heilung einsetzen.
Haarbalgentzündung (Follikulitis): Eine Haarbalgentzündung ist eine Hautentzündung, die entsteht, wenn die Haare im Bereich des Stomas nicht richtig entfernt wurden. Beim Wechsel der Versorgung können Haare herausgerissen werden, wodurch es zu entzündlichen Verletzungen kommen kann. Wichtig ist eine gründliche Rasur und eine gute Stomahygiene. Ein zweiteiliges System kann bei der Heilung helfen.
Stoma – und nun?
Karsten Bengius ist Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Stomatherapeut. „Die Tatsache, dass eine Stomaanlage nötig ist, stellt für viele Patienten die Welt auf den Kopf. Etwas, worüber man sich im Normalfall keine Gedanken macht, funktioniert plötzlich nicht mehr. Dafür, dass es wieder ganz normal und nur ein wenig anders wird, setze ich mich mit all meinem Wissen für meine Patienten ein.“
Karsten Bengius ist einer unserer Stomatherapeuten, die für Sie bundesweit im Einsatz sind.
Karsten Bengius
Stomatherapeut
Unsere Leistungen für die Stomaversorgung
- Präoperative Beratung der Patienten und Mitwirkung bei der Stomamarkierung
- Begleitung des Anleitungsprozesses zur selbstständigen Versorgung
- Teilnahme an speziellen Sprechstunden (z. B. Stomasprechstunde)
- Schulung des Klinikpersonals in der jeweiligen Patientenanleitung
- Beratung zur Lebensführung und Ernährung
- Anleitung zur Irrigation
- Vermittlung von Kontakten zu Selbsthilfegruppen
- Beratung und Versorgungsanpassung bei Stomakomplikationen
- Regelmäßige und bedarfsorientierte Stomakontrolle
- Komplikationsprophylaxe und -behandlung
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Mehr InformationenMelanies Stoma-Blog
Auf meinem Blog möchte ich euch mit in mein Leben und meinen Alltag als Stoma-Trägerin nehmen und euch Tipps, Tricks und Kniffe zeigen, wie ihr mit eurem künstlichen Darmausgang besser umgehen könnt.
Nachdem bei mir bereits mit 15 Jahren Morbus Crohn festgestellt wurde, bekam ich 2016 mein Stoma. Seither habe ich mich intensiv mit Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten auseinandergesetzt und möchte mein Wissen nun an andere Träger eines künstlichen Darmausgangs weitergeben.
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