Ein einheitliches System zur Bewertung von peristomalen Hautläsionen
Etwa 10-70% aller Stomaträger leiden unter peristomalen (d.h. das Stoma umgebenden) Komplikationen. Dass diese Zahl so großen Schwankungen unterliegt, ist darauf zurückzuführen, dass es noch nicht sehr lange ein einheitliches System zur Bewertung von peristomalen Hautläsionen gibt.
Erst im Jahr 2015 wurde die sogenannte LSD-Score-Klassifikation von einem zehnköpfigen Komitee (GESS) entworfen und veröffentlicht. Hauptziel dieser Nomenklatur war es, eine einfache und verständliche Klassifikation zu entwickeln, die therapieorientiert, anwenderfreundlich, verlässlich und ursachenbasiert sein sollte. Dabei sollten gerade keine (dermatologischen) Diagnosen gestellt, sondern eher eine deskriptive, standardisierte Erläuterung zum peristomalen Status erreicht werden, welche nicht nur den Schweregrad der Läsion darstellt, sondern auch einen Bezug zur aktuellen Versorgungssituation der Stomaanlage herstellt.
Dabei sollten die Fachausdrücke so gewählt werden, dass die entsprechenden Abkürzungen auch im Englischen möglichst einprägsam wären. So entstanden letztendlich die Bewertungskriterien L (Läsion, engl. lesion), S (Stoma-Status, engl. status of ostomy) und D (Systemerkrankung, engl. disease). Die einzelnen Kategorien können dann in verschiedene Abstufungen unterteilt werden.
Für die Kategorie L können die Läsionsniveaus von L0 bis L3 gewählt werden, wobei L0 keine Veränderung der Haut bedeutet. L1 beschreibt zwar eine intakte und funktionstüchtige peristomale Haut, jedoch mit Effloreszenzen im Hautniveau (sprich Rötungen und Irritationen). Erhabene Hautläsionen (z.B. Quaddeln) und Hautdefekte (z.B. Wunden) werden mit L2 bezeichnet und L3 wird bei Entzündungen mit Verdacht auf lokale Infektionen ausgewählt.
Die Sicherheit und Einfachheit der Stomaversorgung wird von S0 bis S2 gestuft. In dieser Kategorie kann zusätzlich die Stomapathologie durch die Buchstaben O.R.P.H.E.US (Ostomie-Stenose, Retraktion, Prolaps, Hernie, Edema (Ödem) oder Nekrose der Darmschleimhaut, Ungünstige Stomaposition) spezifiziert werden.
D0 bis D2 geben an, ob bei dem Stomaträger systemische Erkrankungen oder systemische Therapien vorhanden sind und ob diese einen Einfluss auf die L- oder S-Kategorien haben oder nicht.
Nach der Beurteilung durch einen Stomatherapeut oder Homecaremanager ergibt sich dann ein Score nach dem Muster L1 S1 H D2. Dadurch soll die berufsübergreifende Kommunikation verbessert und auf standardisierter und einheitlicher Basis Handlungsoptionen gefunden werden. Die LSD-Score-Klassifikation ist also grundsätzlich dazu da, (frühzeitig) Maßnahmen zu ergreifen, nicht aber um Diagnosen zu stellen oder den Wundzustand oder den Heilungsverlauf abzubilden.